Eine Erklärung wider den Irrsinn
Ausgerechnet in diesem Land soll ein »Denkmal für die Opfer des Kommunismus« errichtet werden. Ein Denkmal für die Opfer des Kapitalismus fehlt. Anstelle dessen wird das Kaiserschloss wiedererrichtet, welches auch ein Symbol für die vielen Millionen Toten des maßgeblich von Deutschland mit zu verantwortenden ErstenWeltkrieges ist.
Ein Denkmal für alle Opfer des Faschismus fehlt. Gäbe es eines für die des
Kapitalismus, so wären die Opfer von 1933 bis 1945 eingeschlossen. Denn vom durch Hitler-Deutschland entfachten Morden in beinahe ganz Europa profitierte das deutsche Kapital, selbst vom fabrikmäßigen Vergasen in den Todeslagern.
Wer über die im Interesse des deutschen Kapitals im 20. Jahrhundert begangenen monströsen Verbrechen fast gar nicht reden will, den Völkermord an 6 Millionen Jüdinnen und Juden als Phänomen darstellt und die 27 Millionen im Zweiten Weltkrieg umgekommenen sowjetischen Bürgerinnen und Bürger für kaum der Rede wert hält, der sollte sich nicht als moralische Instanz aufspielen. Das wissen die Initiatoren dieses
geplanten Denkmals auch. Doch sie fühlen sich stark, nicht zuletzt, weil das
Europäische Parlament (EP) dementsprechende Richtlinien formulierte.
In der »Entschließung des EP vom 19. September 2019 zur Bedeutung des
europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas« heißt es, der Zweite Weltkrieg sei die unmittelbare Folge des zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion abgeschlossenen Nichtangriffsvertrages gewesen. Das ist zum einen geschichtsvergessen und zum anderen eine unerhörte Gleichsetzung der Sowjetunion mit dem Hitlerregime.
Dem entspricht in besagter Entschließung die unfassbare Feststellung, »dass es im öffentlichen Raum einiger Mitgliedstaaten (z.B. in Parks, auf Plätzen oder in Straßen) noch immer Denkmäler und Gedenkstätten gibt, die totalitäre Regime verherrlichen, was der Verfälschung historischer Tatsachen über die Ursachen, den Verlauf und die Folgen des Zweiten Weltkrieges Tür und Tor öffnet.«
Also weg mit dem Denkmal für die im Kampf um Berlin gefallenen sowjetischen Soldaten im Treptower Park? Da würde gleich Platz geschaffen für ein »Denkmal für die Opfer des Kommunismus«, zu denen ja wohl auch alle gezählt werden müssen, die Hitlerdeutschland vor den Truppen der »totalitären« Sowjetunion »verteidigten«.
In der Entschließung des EP findet sich kein einziges Wort über den gewaltigen Anteil der Sowjetunion an der Zerschlagung der faschistischen Barbarei, kein Wort über die unerhörten Opfer, kein Wort über die von den deutschen Faschisten auf dem Rückzug verbrannte sowjetische Erde – 2.000 km tief, kein Wort über die infolge der Blockade von Leningrad Verhungerten, kein Wort über die weit mehr als 600 niedergemachten
und niedergebrannten belorussischen Dörfer, kein Wort über all die anderenungezählten Verbrechen.
Die da über die Verfälschung historischer Tatsachen durch Russland reden, verfälschen heuchelnd selbst. Doch wie anders sollten sie rechtfertigen, dass um Russland erneut ein Cordon sanitaire gezogen wird, dass deutsche Panzer wieder vor Russlands Grenzen stehen, und dass ausgerechnet im 75. Jahr der Befreiung der Völker Europas vom faschistischen Joch – auch über den 8. und 9. Mai 2020 – das NATO-Großmanöver »DEFENDER Europe 2020« mit 37.000 Soldaten stattfindet. Ostern hingegen wird pausiert. Nicht pausieren wird die Friedensbewegung, der wir angehören und an deren
Aktionen – gerade gegen »DEFENDER Europe 2020« – wir aktiv teilnehmen. Denn NATO-Staaten proben den Aufmarsch in einem etwaigen gemeinsamen Krieg gegen Russland.
Die Vorbereitungen von Kriegen beginnen immer mit der Lüge. All jenen, die für das Wiederaufleben des Kalten Krieges die Hauptverantwortung tragen, sagen wir: Wir wollen Eure Lügen nicht, wir wollen Eure Kriege nicht, nicht Eure Sanktionen und auch nicht die Handelskriege. Die NATO, sie gehört aufgelöst. Und wir brauchen ein kollektives Sicherheitssystem unter Beteiligung Russlands. Stoppt den neuen Kalten Krieg gegen Russland, damit kein heißer Atomkrieg daraus wird, den keine und keiner
von uns überlebte.
Diese Erklärung kann bis zum 8. Mai 2020 unterzeichnet werden. Bitte unter Angabe des Vor- und Nachnamen sowie des Wohnortes eine Nachricht an Herrn Thomas Hecker schreiben: thomas.hecker@email.de
Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner:
Prof. Dr. Moritz Mebel (Berlin), Wolfgang Gehrcke (Berlin), Ellen Brombacher (Berlin), Gina Pietsch (Berlin), Hans-Henning Adler (Oldenburg), Dr. Wolfram Adolphi (Potsdam), Ali Al-
Dailami (Gießen), Heinz-Werner Bartels (Klocksin), Justo Cruz (Berlin), Dr. Diether Dehm (MdB), Ramona Dittrich (Stolberg), Rim Farha (Berlin), Prof. Dr. Edeltraut Felfe (Greifswald), Prof. Dr. Heinrich Fink (Berlin), Ilsegret Fink (Berlin), Lothar Geisler (Essen), Heiderose Gläß (Löbau), Reinhold Gläß (Löbau), Heike Hänsel (MdB), Stefan Hartmann (Leipzig), Thomas Hecker (Berlin), Heidrun Hegewald (Berlin), Andrej Hunko (MdB), Stephan Jegielka (Berlin), Ulla Jelpke (MdB), Kristine Karch (Düsseldorf), Prof. Dr. Hermann Klenner (Berlin), Torsten Koplin (Neubrandenburg, MdL), Wolfgang Krieger
(Bremen), Dr. Marianne Linke (Stralsund), Sabine Lösing (Göttingen), Zaklin Nastic (MdB), Dr. Alexander S. Neu (MdB), Christiane Reymann (Berlin), Ulrich Sander (Dortmund), JanSchalauske (Marburg, MdL), Susanne Schaper (Chemnitz, MdL), Heidemarie Scheuch-
Paschkewitz (Schwalm-Eder, MdL), Regina Silbermann (Chemnitz), Heinz Stehr(Elmshorn), Anita Tack (Potsdam), Bea Trampenau (Buchholz in der Nordheide), Dr. Reiner Zilkenat (Hoppegarten).
Unterstützerinnen und Unterstützer (Stand: 23.01.2020):
Elke Adler (Berlin), Dr. Ingelor Andresen (Berlin), Manfred Antonezyk (Berlin), Karin Bamberger (Rangsdorf), Karl-Heinz Bathe (Berlin), Dr. Gerd Belkius (Berlin), Petra Bergmann (Berlin), Christian Beyer (Berlin), Renate Braun (Berlin), Waltraud Bronizkaja (Berlin), Bärbel Bruna (Berlin), Evelyn Buddrus (Berlin), Wolfgang Bürger (Berlin), Roswitha Coerling (Berlin), Inge Dabrunz (Berlin), Burkhard Deckert (Vogelsdorf), Iris Deckert (Vogelsdorf), Horst Dunkel (Berlin), Carla Dyck (Berlin), Petra Euhus (Berlin), Jürgen Ewers (Berlin), Hans Fuhrmann (Fredersdorf), Dieter Gärtner (Berlin), Karl-Heinz Gläser (Magdeburg), Beate Gollmitz (Berlin), Oslinde Graumann (Berlin), Peter Graumann (Berlin), Dr. Ellen Harnisch (Berlin), Isolde Heinig (Berlin), Peter Heinig (Berlin), Helmut Heinrich (Berlin), Erika Jährichen (Berlin), Siegmar Knecht (Berlin), Barbara Kohlhoff (Berlin), Ursula
Krause (Berlin), Gisela Krell (Berlin), Christine Krieg (Berlin), Anton Kulmus (Berlin), Dr. Karin Kunze (Berlin), Helga Labs (Berlin), Roland Landvoigt (Berlin), Gerda Lantsch (Berlin), Gabriele Lesnik (Berlin), Margarethe Linke (Berlin), Bernd Ludewig (Berlin), Sigrid Martinek (Berlin), Marianne Matys (Berlin), Christine Meier (Berlin), Francois Melis
(Berlin), Marilies Müller (Berlin), Michael Müller (Berlin), Rosel Müller (Berlin), Michael Munschke (Berlin), Ilse Mutzbauer (Berlin), Rainer Mutzbauer (Berlin), Ruht Mütze (Berlin), Sabine Nacke (Zühlsdorf), Gerhard Nocke (Berlin), Anita Obt (Berlin), Inge Pardon (Berlin), Margot Pöhland (Berlin), Barbara Raddatz (Berlin), Erika Rathmann (Berlin), Ursula Richter
(Berlin), Frank Roßner (Fredersdorf-Vogelsdorf), Rolf Schubert (Berlin), Gerd Schulze (Berlin), Ursula Sebastian (Berlin), Helga Singh-Meier (Berlin), Heinrich Sommer (Berlin), Robert Sperber (Berlin), Lydia Spov (Berlin), Karin Stoye (Hoppegarten), Erika Tiepold (Berlin), Ewa Tosch (Berlin), Uwe Trostel (Berlin), Sonja Weck (Berlin), Angelika Weiler (Berlin), Maja Wiens (Berlin), Günter Wittenbecher (Berlin), Ute Wittenburg (Berlin).