Von Krämern und Pfeffersäcken

28. November 2014  Das rote Hundle meint, Kommunalpolitik

Im für Bretten so denkwürdigen Jahr 1504 waren sie landauf, landab bekannt: die „Pfeffersäcke“, reiche Kaufleute, die aus allem (aber auch wirklich allem) ihren Profit zogen und ihre kleinen Brüder, die Krämer. Von letzteren leitet sich nicht nur den Begriff „Krämerseelen“ her, sondern auch der bezeichnende Name einer bekannten Peter-und-Paul-Gruppe, der „Krämer und Halunken“.
Springen wir vor diesem Hintergrund einmal in die kommunalpolitische Gegenwart. Dem Gemeinderat lag bei seiner Sitzung am 18.11. ein Beschlussantrag der Verwaltung vor, in dem gefordert wurde, dass das Parken in den städtischen Parkeinrichtungen (Träger: Stadtwerke Bretten GmbH) in der ersten Stunde kostenfrei sein soll. Zu erwartende Mindereinnahmen der Stadtwerke solle die Stadt Bretten aus Steuergeldern mit einer Pauschale in Höhe von 30 000.EUR ausgleichen. In der Begründung der Vorlage wurde ausdrücklich darauf verwiesen, dass die Maßnahme der Stärkung des Einzelhandels dienen soll.
Wer die Brettener Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt zu Fuß, mit dem Fahrrad oder (ganz umweltfreundlich) mit öffentlichen Verkehrsmitteln besucht, hat von dieser Maßnahme natürlich nichts, finanziert das Ganze aber über seine Steuern mit. Dafür profitieren die Einzelhändler in der Fußgängerzone – die modernen Nachfolger der Krämer von einst. So nimmt es nicht wunder, dass sich im Rat vor allem die „Aktiven“ für die Vorlage stark machten – gelten gerade sie doch als politischer Arm der überwiegend vom Einzelhandel dominierten „Vereinigung Brettener Unternehmer“. Offenbar scheinen die Einzelhändler auf Unterstützung aus Steuermitteln angewiesen zu sein, zumal sie selbst seit Jahrzehnten kaum etwas zustande bringen – noch nicht einmal koordinierte Öffnungszeiten.
Die LINKE stimmte im Gemeinderat gegen die Vorlage, hat aber durchaus Verständnis für die Nöte des Brettener Einzelhandels. Sammelbüchsen für die notleidenden Händler werden demnächst am Marktplatz aufgestellt. S‘ rote Hundle bittet die restliche Bevölkerung um reichhaltige Spenden!


Hinterlasse einen Kommentar