Die Schwaben und wir

16. Dezember 2014  Das rote Hundle meint

Leut, man sollt’s nicht glauben: die Musikakademie in Kürnbach, die soll jetzt plattgemacht – pardon, verlagert werden. Die ist dann demnächst in Esslingen, bei den Schwaben. Die Menschen, die bei der Akademie arbeiten, gucken so oder so in die Röhre: entweder müssen sie ins Schwabenland umziehen oder jeden Tag so 50, 60 Kilometer pendeln oder sie sind demnächst arbeitslos.
Aber dass die Schwaben hier in unserer Gegend was mitnehmen, das kennen wir ja. 1504 war’s mein Schwänzle, heut ist es eben die Musikakademie.
Immerhin: diesmal kriegen wir was von den „Schwobeseckel“ (liebevolle Bezeichnung der Badener für unsere Brüder und Schwestern im Nahen Osten). Denn die liefern uns demnächst einige Zehntausend Lastwagenladungen hierher, voll des ganzen Drecks, der beim Tunnelbau für das Wahnsinnsprojekt „Stuttgart 21“ ausgehoben wird. Der Dreck soll in Wössingen in den Steinbruch des Zementwerks verfüllt werden. Vielleicht ist das ja das „Dankeschön“ dafür, dass unsere Gegend die Musikakademie abgeben muss. Ich hatte es schon vor ein paar Jahren geahnt: Stuttgart 21 bringt nicht viel, außer eben Dreck, Gestank und Lärm.
So ganz nebenbei: auch die Brettener CDU äußert sich angesichts der bevorstehenden Lastwagenladungen mit S-21-Dreck, die in Kürze durch unser Städtle rollen dürften, „besorgt“.Ca. 1 Million Tonnen werden es wohl sein. Als ich  von den Bedenken der CDU hörte, glaubte ich, man habe mich mit dem Klammerbeutel gepudert. Die CDU: das waren doch die, die das Bekenntnis zu Stuttgart 21 als 11. Gebot in alle neuen Bibelausgaben drucken lassen wollten ! Und die sind dagegen, dass der Dreck aus den Tunnelbohrungen entsorgt wird ? Wollen sie etwa die Schwaben im Stuttgarter Talkessel dran ersticken lassen ?
Ja, die armen Schwaben – ich hab‘ ja eigentlich nichts gegen sie, denn dass sie mir mein Schwänzle abgehackt und im Triumph nach Stuttgart getragen haben, das ist jetzt schon wieder über 500 Jahre her. Seitdem ist viel passiert. 1525 haben Schwaben und heutige Badener im Bauernkrieg gemeinsam gegen die hohen Herren gefochten, genauso 1848 und 1918 haben sie den König von Württemberg und den Großherzog von Baden dahin geschickt, wo sie hingehörten: zum Teufel ! Damals gab’s sogar (man glaubt es kaum) hier in Bretten einen Arbeiter- und Soldatenrat.
So sollten wir‘ auch jetzt machen: Badener und Schwaben gemeinsam gegen den Wahnsinn, gegen Stuttgart 21, gegen die Erdaushub-Transporte und, natürlich, auch dafür, dass die Musikakademie in Kürnbach bleibt.
Und wir Badener sollten das alles zum Anlass nehmen, mal wieder ‚ne neue Strophe von unserem schönen Badener-Lied zu texten.
Die Brettener LINKE wird den besten Text mit einem 30-Liter-Fässle Bier prämieren (Einsendeschluss 15. Januar 2015).
Dann hab‘ ich als rotes Hundle endlich wieder was, bei dem ich den Takt mitbellen kann…


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